Als Inklusion noch ein Fremdwort war

Grundschule Bersenbrück und Paul-Moor-Schule feiern 20 Jahre Kooperation

Viele Gäste waren gekommen, um gemeinsam mit den Schülern, Eltern und Pädagogen zu feiern. Foto: Franz Buitmann

Seit 20 Jahren kooperieren die Grundschule Bersenbrück und die Paul-Moor-Schule: Schüler mit und ohne Beeinträchtigungen spielen und lernen zusammen. Grund genug, dieses gelungene Beispiel für gelebte Inklusion in einer Feierstunde und mit vielen Gästen zu würdigen.

Das hatten sich die Initiatoren des Kooperationsmodells zwischen der Grundschule Bersenbrück und der Paul-Moor-Schule des Vereins für Heilpädagogische Hilfe Bersenbrück vor 20 Jahren nicht träumen lassen: Was zunächst als lockerer Kontakt begann, hat sich zu einer festen Institution entwickelt. In einer Feierstunde in der Mensa der Grundschule ließ man die 20 Jahre Revue passieren, anschließend ging es in der Paul-Moor-Schule mit einem vielfältigen Rahmenprogramm weiter.
Bezeichnend für die gelungene Kooperation waren allein schon die Auftritte von Kindern beider Schulen mit einer inklusiven Theater- und einer eben solchen Tanzvorführung, die die Feierstunde umrahmten. Mit welcher Begeisterung die Kinder bei der Sache waren und gemeinsam Spaß hatten, davon konnten sich die Gäste überzeugen, wahrlich gelebte Inklusion.
Anfangs Vorbehalte auf beiden Seiten
Grundschulleiterin Katja Rauf und Axel Wichmann, Leiter der Paul-Moor-Schule, erinnerten an die Anfänge der Kooperation. Zunächst, so die beiden Schulleitungen, habe es auf beiden Seiten Vorbehalte gegeben. Man habe einfach zu wenig von einander gewusst, obwohl beide Schulen gleichsam Tür an Tür arbeiteten. Beim Spielen auf den Schulhöfen mit ihren Angeboten begegneten sich die Kinder häufig und begannen, Freundschaften aufzubauen. Dies erkannten die beiden damaligen Schulleiter und nahmen Kontakt auf, das Kooperationsprojekt „Spielen und Lernen“ war geboren.
Das heute so bekannte Wort Inklusion sei damals für viele noch ein Fremdwort gewesen. Seitdem begegnen sich die Schülerinnen und Schüler beider Schulen aus den zweiten Klassen regelmäßig. Sie kochen, singen und basteln zusammen, spielen auf dem Pausenhof oder arbeiten im Schulgarten zusammen. Die Zusammenarbeit hat sich mit den Jahren vertieft und ist mittlerweile fester Bestandteil des schulischen Konzepts beider Einrichtungen. Zur Zeit betreuen Elke Portheine und Lisa Kramer von der Grundschule sowie Wilma Brand, Eva Schenk und Andrea Webering von der Paul-Moor-Schule in erster Linie das Projekt.
Lobende Worte von allen Seiten
Ein Schulgarten, auch unterstützt von der Biologischen Station Haseniederung, ein Leseclub oder gemeinsames Mittagessen sorgen mit dafür, dass Berührungsängste abgebaut werden und Teilnahme der Kinder mit Behinderungen am normalen Leben möglich wird. Wertvoll ist auch die Unterstützung durch die Elternschaft beider Schulen, Kontakte gibt es zudem zum Gymnasium Bersenbrück und der Bersenbrücker Oberschule.
Lobende Worte für die erfolgreiche Kooperation fanden auch Guido Uhl, Geschäftsführer der Heilpädagogischen Hilfe Bersenbrück, der stellvertretende Samtgemeindebürgermeister Werner Lager, Bersenbrücks Bürgermeister Christian Klütsch sowie Simone Liere vom Elternbeirat der Paul-Moor-Schule: „Uns Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen ist es eine Herzensangelegenheit, dass unsere Kinder in der Gesellschaft angenommen und respektiert werden, diese Grundsteine werden überwiegend von den Eltern, aber auch im Kindergarten und in der Schule gelegt“, sagte Liere.
Führungen geben Einblicke in den Alltag
Im Anschluss an die Feierstunde wurde ein buntes Programm in der Paul-Moor-Schule abgewickelt. Da gab es einen Rollstuhl-Parcours, ein Luftkissen mit Kletterwand, Luftballonkarten, Schminken, ein Bastelangebot und einen Basar. Spannend war es beim Märchenerzähler, auf einer Fotowand gab es einen Rückblick und die Schülerfirma war ebenfalls präsent. Bei Führungen durch die Schule konnte man sich über deren Arbeit und Struktur informieren. 

(Bild und Text: Bersenbrücker Kreisblatt)